Für viele ist Fußball die schönste Nebensache der Welt – und der Besuch eines spektakulären Spiels respektive Stadions gar der Anlass für eine Reise. Tipp: Am besten noch etwas „Nachspielzeit“ für Kultur und Erlebnisse jenseits des Rasens einplanen!

Gelsenkirchen & Dortmund: Tradition und Emotion

Dortmund: Deutsches Fussballmuseum Dortmund: Deutsches Fussballmuseum ©DZT (Mark Wohlrab Fotodesign)

Die meisten Bundesligavereine, die ältesten Clubs, die emotionalsten Derbys: Nirgendwo in Deutschland spielt Fußball eine so große Rolle wie im Ruhrgebiet – und das seit Generationen. Schließlich trat der Duisburger Spieleverein 1896 als erste deutsche Mannschaft zu Spielen in England an. In der Folge gründeten sich immer mehr Vereine auch aus dem Bergarbeitermilieu, mit zunehmendem Erfolg. Vor allem Schalke 04 beflügelte das Revier. Und Helden wie Erich Kuzorra, der mit den „Knappen“ aus Gelsenkirchen in den 30er Jahren sechsmal Deutscher Meister wurde. Von diesen und anderen Erfolgen erfahren Besucher des Schalke Museums in der mit Cabriodach und XXL-Videowürfel ausgestatteten „Veltins Arena“. Großes Thema, sei es im Museum, auf der Straße, in den Kneipen und erst recht im Stadion: die Rivalität mit Borussia Dortmund. Deren Signal Iduna Park, mit über 81.000 Plätzen Deutschlands größtes Stadion, verwandelt sich ja ohnehin regelmäßig in ein Tollhaus, gegen Schalke 04 scheint die „gelbe Wand“ aber regelrecht zu explodieren. Ehrfürchtigere Stimmung herrscht da im Deutschen Fußballmuseum. Hier Pokale, dort Bierhoffs „Golden Goal“-Dress von 1996 und der Schuh, mit dem Götze das WM-Finaltor 2014 schoss. Welche Devotionalien nach der Heim-Euro 2024 dazukommen? Dortmund und Gelsenkirchen sind als Spielorte jedenfalls gesetzt …


München: Höchste Stadionliga

München: Allianz-Arena, Schafe im Vordergrund München: Allianz-Arena, Schafe im Vordergrund ©DZT (Jörg Lutz Fotodesign)

Wie ein riesiger Autoreifen, illuminierbar in Rot, Weiß oder Regenbogenfarben (wie bei der Euro 2020), liegt die aus 2.784 transparenten Luftkissen bestehende Allianz Arena imposant neben der Autobahn. So beeindruckend die weltgrößte Membran von außen aussieht, so beeindruckend geht es innen weiter. Wer nach dem Dunkel der Zwischengänge plötzlich auf den überraschend unter einem liegenden grünen Rasen und die steilen Ränge blickt, bekommt mitunter Gänsehaut. Dieser Effekt multipliziert sich bei Heimspielen des FC Bayern München, Rekord-Meister und erst 2020 erneut Champions-League-Gewinner, sind doch die 75.000 Plätze quasi immer ausverkauft. Ein Grund: Kein anderer Verein der Welt zählt so viele eingetragene Fans wie der FCB. Noch ein Rekord stellt das die in der Arena befindliche FC Bayern Erlebniswelt dar. Deutschlands größtes Vereinsmuseum lädt zu einem Spaziergang durch die Fußballgeschichte ein. Einen Meilenstein sollte man live aufsuchen: das architektonisch herausragende Olympiastadion, in dem Beckenbauer und Co. 1974 die WM gewannen.


Kaiserslautern: Rote Teufel, viele Dinos

Kaiserslautern: Japanischer Garten Kaiserslautern: Japanischer Garten ©Adobe Stock (Marat Lala)

Die Saison 1997/98 wird kein Lauterer Fußballfan je vergessen. Schließlich wurde da der Aufsteiger 1. FC Kaiserlautern auf Anhieb Deutscher Meister! „Das Wunder vom Betze“ rückte Verein und Stadt ins Rampenlicht. Zu einem anderen Fußballwunder, dem von Bern, bestand schon vorher eine Verbindung. Fritz Walter, Kapitän des WM-Triumphteams von 1954, kickte jahrelang im auf dem Betzenberg gelegenen Stadion, das längst seinen Namen trägt. Zur Heim-WM 2006 wurde es zudem umgebaut. Seither hoffen die eher zahm gewordenen „Roten Teufel“ wieder auf Wunder. Bis die auf dem Rasen geschehen, lohnt der Blick auf ein anderes Grün, etwa im Japanischen Garten, einem der größten seiner Art in Europa. Auch hübsch: Die im Stadtzentrum befindliche Gartenschau beherbergt die umfangreichste Dinosaurier-Ausstellung Europas. Einen Flashback in die Stadtgeschichte ermöglicht der Kaiserbrunnen. Hauptfiguren des bronzenen Wahrzeichens sind Kaiser Friedrich Barbarossa und König Rudolf von Habsburg, weitere Symbole ein Opel-Motor und eine (Pfaff-)Nähmaschine sowie Symbole der Technischen Universität. Und ein von Fritz Walter signierter Fußball.


Dresden: Fangesänge unweit der Altstadt

Dresden: Elbufer mit Hofkirche Dresden: Elbufer mit Hofkirche ©DZT (Francesco Carovillano)

Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner galt als „Beckenbauer des Ostens“. Für die Nationalmannschaft der DDR bestritt er 100 Länderspiele und gewann 1976 olympisches Gold. Für seinen Club Dynamo Dresden kam er gar auf sagenhafte 392 Einsätze. Auch wenn die großen Vereinserfolge inklusive achtmaligem Gewinn der DDR-Meisterschaft schon etwas zurückliegen, stehen die Fans auch in der 2. Bundesliga zur SGD. Das kann man bei jedem Heimspiel sehen – und hören. Vor allem bei Lokalderbys verwandeln die bis zu 32.000 schwarz-gelben Fans das 2009 neu gebaute Rudolf-Harbig-Stadion in einen Hexenkessel. Die Bauform trägt zur intensiven Stimmung bei, handelt es sich doch um das steilste und neben dem Aachener Tivoli größte Einrang-Stadion Deutschlands. Wenn es beim Match mal nicht so läuft wie gewünscht, geht man halt früher. Zum Beispiel in den benachbarten Zoo oder den Palais Großer Garten. Ein paar Gehminuten mehr sind es in die Altstadt mit ihren hochkarätigen Sehenswürdigkeiten wie Frauenkirche, Zwinger und Semperoper. Wer nach einem Match eher zu anderen Getränken greifen will, findet in der äußeren Neustadt auf engstem Raum kleine Geschäfte und jede Menge Cafés und Kneipen.