Design bestimmt unseren Alltag und tritt doch oft genug in den Hintergrund. Nicht so in den Museen, die sich explizit den schönen Formen des Industrie-, Grafik- und Produktdesigns und der modernen Angewandten Kunst widmen. Das Beste: Die Liebe zur Ästhetik zeigt sich oft bereits in der Museumsarchitektur.

Bauhaus-Museum: Alte Schätze in neuer Heimstatt

Weimar: Ausstellung im Bauhaus Museum Weimar: Ausstellung im Bauhaus Museum ©DZT (Francesco Carovillano)

Deutschland ist Exportland. Als erfolgreichstes kulturelles Exportgut betrachten viele das von Walter Gropius gegründete Staatliche Bauhaus. Um die bedeutendste Schule für Design, Architektur und Kunst im 20. Jahrhundert handelt es sich auf jeden Fall. Auch wenn deren Hochphase mit der Stadt Dessau-Roßlau verknüpft ist, spielt Weimar als Gründungsort ebenfalls eine bedeutende Rolle. Passend zum 100-jährigen Jubiläum wurde daher dort 2019 ein neues Museum eröffnet. Als Ort offener Begegnungen und Gespräche erinnert es an die frühe Bauhaus-Phase. „Diskussionsgrundlage“ bildet die hinter der monumentalen Betonfassade eines Gebäudequaders befindliche älteste Sammlung der Werkstattarbeiten, die Gropius 1925 anlegte und einen umfassenden Einblick in die Kunst- und Kunstschulentwicklung in Weimar von 1900 bis 1930 gibt. Dabei bilden Gemälde, Grafiken, Entwürfe, Produktgestaltungen, Fotos und historische Dokumente einen Querschnitt des umfangreichen Bauhaus-Programms. Daher erfreuen sich die Möbel von Marcel Breuer und Ludwig Mies van der Rohe ebenso großer Beliebtheit wie die Arbeiten von Paul Klee, László Moholy-Nagy und Lyonel Feininger. Von den architektonischen Entwürfen von Gropius höchstselbst ganz zu schweigen.


Vitra Design Museum: Ein Campus voller Stars

Weil am Rhein: Vitra Design Museum am Abend Weil am Rhein: Vitra Design Museum am Abend ©Lookphots (Heinz Wohner)

Frank O. Gehry gehört zu den größten Architekten der Gegenwart, Stichwort Walt Disney Concert Hall in Los Angeles und Guggenheim-Museum in Bilbao. In Weil am Rhein hat die Bau-Ikone mit dem Faible für Dekonstruktivismus und gewellten Formen ebenfalls gewirkt, wenn auch in kleinerer Dimension. Sein teils gewundener, teils kantiger Bau aus Weißgips und Titan-Zink-Legierung wurde 1989 ursprünglich als Ausstellungsraum für die Möbel des Designlabels Vitra, das nebenan seine Produktionsstätten hat, eröffnet. Schnell entschied man jedoch, ein Museum aus dem spektakulären Gebäude zu machen und auch anderen Designobjekten und Künstlern eine Bühne zu bieten – in Gestalt mehrerer Wechselausstellungen pro Jahr. Damit nicht genug, der Vitra Campus bekam prominenten Zuwachs. Die irakische-britische Architektin Zaha Hadid gestaltete das Feuerwehrhaus um, der niederländische Landschaftsgärtner Piet Oudolf kreierte einen Wildnis-Garten und das Architektenteam Herzog & de Meuron entwarf erst das verschachtelte Vitra Haus samt Flagship-Store und dann 2016 das Schaudepot mit einer der weltgrößten Dauerausstellungen zum modernen Möbeldesign. Gezeigt werden rund 400 Schlüsselobjekte von 1800 bis heute (wobei die Sammlung insgesamt 20.000 Objekte umfasst!), darunter frühe Bugholzmöbel und Ikonen der klassischen Moderne von Le Corbusier oder Gerrit Rietveld, aber auch jüngste Entwürfe aus dem 3D-Drucker.


Marta Herford: Große Museumskunst in Ostwestfalen

Herford: Marta Herford aus der Vogelperspektive Herford: Marta Herford aus der Vogelperspektive ©Tourismus NRW e.V.

Ja, Modern Art findet auch jenseits der großen Kultur-Hochburgen statt – und wie! Das rund 65.000 Einwohner zählende Herford in Ostwestfalen, lange als Standort für die Möbel- und Bekleidungsindustrie bekannt, liefert mit dem 2005 eröffneten und 2014 zum „Museum des Jahres“ gewählten MARTa einen eindrücklichen Beweis. Dessen Ausrichtung auf zeitgenössische Kunst mit besonderem Blick auf Design und Architektur macht sich nicht nur im Namen – eine Zusammensetzung der Wörter Möbel (M), Kunst (ART) und Ambiente (a) – bemerkbar, sondern vor allem in der baulichen Gestaltung. Mit seinen fließenden und kippenden Wänden zählt der in sich verwrungene Gebäudekomplex mit zu den ungewöhnlichsten Museumsbauwerken weltweit, Frank O. Gehry sei Dank. Für die zur Straße hin fensterlose Fassade wählte der amerikanische Star-Architekt dunkelrote Backsteine, die im Kontrast stehen zum hellen Edelstahldach und dem weiß verputzten Gebäudekern. Neben den Galerien, in den stets wechselnde, stets hochkarätige Ausstellungen zu sehen sind, umfasst der Gebäudekomplex außerdem die lichtdurchflutete „Kupferbar“ mit Außenterrasse an der Aa, den Museums-Shop und ein rege genutztes Veranstaltungsforum.


Red Dot Design Museum: Punktesammeln auf die schönste Art

Essen: Kunstschacht und Zeche Zollverein, UNESCO-Welterbe Essen: Kunstschacht und Zeche Zollverein, UNESCO-Welterbe ©Getty Images (justhavealook)

Besteck, Möbel, Leuchten, Unterhaltungselektronik, Küchengeräte und vieles mehr. Im Red Dot Design Museum in Essen sind zahlreiche Gegenstände zu sehen, die man sich auch in einem Kaufhaus gut vorstellen könnte. Oder im eigenen Zuhaue. Doch die zur Schau gestellten rund 2.000 Exponate stammen freilich nicht von einer Shoppingtour oder aus einer Wohnungsauflösung. Nur Produkte, die einen der jährlich von einer Jury vergebenen „red dot design awards“ erhalten haben, finden den Weg ins Museum, das im ehemaligen und 1997 von Architektur-Ikone Sir Norman Foster umgebauten Kesselhaus des UNESCO-Welterbes Zeche Zollverein untergebracht ist. Erst werden die Award-Gewinner für einen Monat lang in einer Sonderausstellung ausgestellt, bevor es in den regulären Bestand des Museums, mit 4.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche das größte seiner Art weltweit, übergeht. Geschafft haben das etwa die „Spacewalker-Leuchten“ des Herstellers Dark NV von 2009, eine 7-Meter-Skulptur aus Papierblättern nach einem Entwurf des international renommierten Designers Yao Yingjia, ein Fiat 500 sowie die Vollaluminiumkarosserie eines Audi A8, die eindrucksvoll von der Decke hängt.