Neue Ideen in alten Mauern: Einige Burgen und Schlösser in Deutschland sind nicht nur Relikte einer großen Zeit, sondern stehen für Ideen, die die Welt entscheidend beeinflusst haben. Hier wird Geschichte in vielen Facetten lebendig.

Wiege der Demokratie: das Hambacher Schloss

Die schwarz-rot-goldene Fahne war einst ein Symbol des Kampfes für Demokratie, Freiheit, Völkerfrieden und nationale Einheit. Ihren ersten Auftritt hatte sie auf dem imposanten Hambacher Schloss an der deutschen Weinstraße. Beim „Hambacher Fest“ im Mai 1832 zogen etwa 30.000 Menschen den Schlossberg hinauf, forderten Freiheit und Volkssouveränität und hissten die schwarz-rot-goldene Fahne auf der höchsten Zinne des Turms. Damit legten sie wichtige Grundsteine für den Aufbau der deutschen Demokratie. Fragen zu diesem Thema beantwortet die Dauerausstellung im Hambacher Schloss auch heute mit spannenden Medien- und Aktivstationen für alle Altersstufen – und auch die Originalfahne ist zu sehen.

Neustadt an der Weinstraße: Hambacher Schloss, Deutsche Weinstraße Neustadt an der Weinstraße: Hambacher Schloss, Deutsche Weinstraße ©DZT (Jens Wegener)

Keimzelle einer Erfolgsidee: die erste Jugendherberge der Welt

In malerischer Lage, hoch über der gleichnamigen Stadt in Nordrhein-Westfalen, thront die Burg Altena – eine der schönsten Höhenburgen Deutschlands. Besondere Bedeutung hat die Burg als Ausgangsort einer weltumspannenden Idee: Im Jahr 1914 wurde hier die erste ständige Jugendherberge der Welt eingerichtet. Rund zwanzig Jahre später zog die Herberge in den unteren Burghof um, wo Gäste bis heute zum kleinen Preis logieren. Die Originalräume der ersten Jugendherberge – inklusive der Küche – können bei einer Fahrt mit dem Erlebnisaufzug besichtigt werden: Er fährt 60 Meter senkrecht durch den Fels und bietet Besuchern an sechs Stationen Einblicke in 900 Jahre Burggeschichte.

Altena: Burg Altena im Herbst mit Blick auf die Lenne Altena: Burg Altena im Herbst mit Blick auf die Lenne ©AdobeStock (netforever)

Schloss Cecilienhof: Symbol für das Ende des Zweiten Weltkriegs

Das Gebäudeensemble im englischen Landhausstil wirkt idyllisch und ruhig, und doch fand hier eines der bedeutendsten geschichtlichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts statt: Im Schloss Cecilienhof bei Potsdam kamen im Sommer 1945 wenige Wochen nach dem Ende des zweiten Weltkrieges die Siegermächte zusammen – der amerikanische Präsident Harry S. Truman, die britischen Premierminister Winston Churchill beziehungsweise Clement Attlee und der sowjetische Staatschef Joseph Stalin. Die Potsdamer Konferenz steht für das Ende des Zweiten Weltkrieges und zugleich für den Beginn des Kalten Krieges zwischen Ost und West. So sind indirekt auch die ganz in der Nähe gelegenen ehemaligen innerdeutschen Grenzanlagen Teil der Geschichte des Schlosses. Mit zahlreichen historischen Fotografien erhalten Besucher am Originalort viele Hintergrundinformationen rund um die Potsdamer Konferenz.

Potsdam: Schloss Cecilienhof Potsdam: Schloss Cecilienhof ©Getty Images (Odd Andersen)

Erfinder der Post: Familie Thurn und Taxis

Das fürstliche Schloss Thurn und Taxis, am südlichen Ende der Regensburger Altstadt gelegen, war nicht immer ein Adelssitz: Im ehemaligen Benediktinerkloster St. Emmeram residiert die Familie erst seit dem 19. Jahrhundert. Doch bis dahin hatten die Thurn und Taxis über lange Zeit großen Einfluss: Sie gelten als Erfinder der Post. Den Beginn markierte ein Kurierdienst, den die Familie dei Tasso für die Republik Venedig und später für die Päpste betrieb. Ab dem Jahr 1490 führte dann Francesco de Tasso – auf Deutsch Franz von Taxis – im kaiserlichen Auftrag das europäische Postwesen ein und die von Taxis besaßen das Kurier-Monopol bis zur Übernahme der Postrechte durch Preußen im Jahr 1867. Heute lädt die Familie – darunter zwei echte Prinzessinnen – auf Schloss Emmeram zu Veranstaltungen wie Sommerkonzerten oder dem Weihnachtsmarkt ein.

Regensburg: Ballsaal im Schloss St. Emmeram Regensburg: Ballsaal im Schloss St. Emmeram ©Lookphotos (Jalag / Schweigert, Thomas)