Leipzig: Neues Rathaus bei Nacht ©DZT (Francesco Carovillano)

Inspiring Germany

8 bedeutende Jugendstilzentren

Florale Motive, runde Erker, Klinkerfriese: Gebäude im Jugendstil sind bis heute ein Hingucker. Wir verraten Ihnen, wo sie zu finden sind.

Darmstadt

Ein großer Baum steht auf der rechten Seite eines gepflasterten Weges auf der Mathildenhöhe in Darmstadt. Links des Weges stehen die russische Kapelle St. Maria Magdalena und der Hochzeitsturm. Darmstadt: Mathildenhöhe, russische Kapelle Heilige Maria Magdalena und Hochzeitsturm ©DZT (Francesco Carovillano)

Die hessische Stadt Darmstadt zählt zu den architektonischen Hochburgen des Jugendstils. Insbesondere die Mathildenhöhe, 1899 als Künstlerkolonie gegründet, gilt als herausragendes Beispiel visionärer Gestaltungskunst. Kunst- und Architekturschaffende haben hier an der Nahtstelle von Jugendstil und Neuem Bauen Pionierarbeit geleistet – zu diesem Schluss kam 2021 die Deutsche UNESCO-Kommission und nahm sie deshalb in die Liste der Weltkulturerbe auf. Die Künstlerkolonie bestand aus 23 Mitgliedern, die bis zu 1.014 diverse Bauten im Jugendstil errichteten, viele davon auf der Mathildenhöhe. Unbedingt sehenswert ist neben dem Hochzeitsturm auch das Jugendstilbad, in dem bis heute geschwommen werden kann.

Berlin

Bunte Gebäude mit dekorativen Fassaden der Hackeschen Höfe unter blauem Himmel in Berlin Berlin: Blick in die Hackeschen Höfe ©Getty Images (TommL)

Der Jugendstil heißt nur im deutschsprachigen Raum Jugendstil, in anderen Ländern wird die Stilrichtung als Art Nouveau bezeichnet. Bauwerke mit den typisch geschwungenen Formen und üppiger Verspieltheit können auch in der deutschen Hauptstadt ausgemacht werden: Besonders schön ist etwa das Stadtbad Steglitz mit filigranen Ozeanmotiven. Ebenfalls ansehenswert ist das Landgericht Littenstraße sowie der Bahnhof Mexikoplatz, das Hebbel-Theater, das Warenhaus Jandorf, das Karl-Schrader-Haus in Wedding und natürlich das Gebäudeensemble, die berühmten Hackeschen Höfe.

Weimar

Die Bauhaus-Universität in Weimar, entworfen vom Architekten Henry van de Velde, ist abgebildet. Das Gebäude ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Es hat große Fenster und ein rotes Dach. Weimar: Bauhaus-Universität, Architekt: Henry van de Velde, UNESCO Weltkulturerbe, ©Weimar GmbH

Die Stadt Weimar in Thüringen ist eigentlich Zentrum des modernen und reduzierten Bauens: Immerhin entstand 1919 hier die berühmte Schule für Kunst, Design und Architektur „Bauhaus“ mit Walter Gropius als Gründer. Dennoch finden sich auch in Weimar Beispiele für den Jugendstil: So ist etwa das Bauhaus-Hauptgebäude dem späten Jugendstil zuzuordnen. Ebenfalls in Weimar liegt ein vom berühmten Jugendstilvertreter Henry van de Velde 1902 erbauter Winkelbau. Van de Velde gilt als wichtigster Vertreter des Jugendstils und inzwischen ist das Gebäude aufwendig saniert. Weitere Jugendstilperlen sind das Hansahaus, mehrere Gebäude in der Humboldt-Straße sowie der Erfurter- und der Cranachstraße.

Chemnitz

Henry van de Velde, einer der wichtigsten Vertreter des Jugendstils, aber auch Bauhaus-Mitbegründer, hat auch in Chemnitz mit der außergewöhnlichen Villa Esche seine Spuren hinterlassen: Das künstlerische Gesamtkonzept erstreckte sich dabei vom Gartenzaun bis zum Geschirr. Bis heute sind weite Teile dieses bedeutenden Jugendstildenkmals erhalten und können besichtigt werden. Ebenfalls von van de Velde erbaut: die Villa Körner sowie die Villa Quisisana. Als letztes Must-see ist in Chemnitz der Kaßberg zu erwähnen, hier nämlich findet sich das größte zusammenhängende Jugendstil- und Gründerzeitviertel Europas.

Leipzig

Foto der Bahnhofshalle in Leipzig Osthalle im Leipziger Hauptbahnhof ©DZT (Felix Meyer)

Wer sich für den Jugendstil begeistert, sollte auf jeden Fall auch der Stadt Leipzig einen Besuch abstatten. Denn hier findet sich ein großer Bestand an Jugendstilgebäuden, die oft allerdings weniger verspielt anmuten. Zu finden sind sie in den Stadtteilen Gohlis, Plagwitz, Leutzsch sowie in Stötteritz und im Waldstraßenviertel. Sehenswert sind etwa auch die Gebäude in der Peterstraße sowie die Adler Apotheke in der Hainstraße. Den Jugendstil im Gebäudeinneren zeigen sehr schön das Neue Rathaus oder die Schalterhallen des Leipziger Hauptbahnhofs.

Augsburg

Das Innere der Kuppel der Augsburger Synagoge weist eine neobyzantinische Architektur auf. Die Kuppel ist mit einem Muster aus goldenen Linien verziert, die ein netzartiges Aussehen auf dunklem Hintergrund erzeugen. Mehrere kleinere Fenster umgeben den oberen Teil der Kuppel und lassen Licht eindringen. Von der Decke hängen beleuchtete Kronleuchter, die Licht auf die große Menora darunter werfen. Verzierte Bögen mit goldenen Akzenten und Motiven bilden einen Teil der Struktur. Innerhalb der Architektur befinden sich an den Wänden verzierte Fenster. Augsburg: Kuppelraum der Augsburger Synagoge, neobyzantinische Architektur ©lookphotos (Jalag / Schmitz, Walter)

Augsburg gilt als Stadt der Renaissance. Doch auch in der bayerischen Stadt hat diese Stilrichtung vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in den Ersten Weltkrieg das Gesicht der Stadt geprägt. Dazu zählen beispielsweise die Augsburger Synagoge ebenso wie das Stadtbad oder die Pferseer Herz-Jesu-Kirche, Augsburgs schönstes Jugendstiljuwel. Weitere Beispiele sind das Beethoven- und das Prinzregentenviertel und die Gartenstädte.

München

Das Gebäude ist ein Beispiel für Jugendstilarchitektur in München. Es zeichnet sich durch verschnörkelte Designs mit Bogenfenstern und einer Kombination aus blauen, goldenen und roten Farben aus. Über einigen Fenstern sind dekorative Muster und eine Gesichtsskulptur zu sehen. München: Jugendstilhaus ©Adobe Stock (steschum)

1896 wurde in München die illustrierte Kulturzeitschrift „Die Jugend“ gegründet und gab der deutschen Art Nouveau ihren Namen: Jugendstil. Bis heute zeugen auch zahlreiche Bauten von dem einst modernen Stil. Dazu gehören etwa die Münchner Kammerspiele ebenso wie das Müller’sche Volksbad. Zahlreiche Jugendstilwohnhäuser lassen sich vor allem im Stadtteil Schwabing finden, etwa in der Leopoldstraße, der Franz-Joseph-Straße oder der Elisabethenstraße sowie in der Ainmillerstraße 22. Hier liegt ein echtes Jugendstil-Highlight, ein knallbunter, in markante Bogen gegliederter Bau, der etwa um 1900 von Felix Schmidt errichtet wurde. Ein besonders sehenswertes Gebäude steht zuletzt in der Gedonstraße, das Meisterwerk stammt von Martin Dülfer.

Nürnberg

Die obere Fassade eines Jugendstilgebäudes aus dem Jahr 1905 in Nürnberg zeigt ein dekoratives Muster. Nürnberg: Obere Fassade eines Jugendstilgebäudes von 1905 ©Getty Images (Helmut Meyer zur Capellen)

Auch in Nürnberg lässt sich noch eine Reihe Jugendstilgebäude bestaunen: Vor allem im Stadtteil „Gärten hinter der Veste“ stehen noch mehrere Jugendstil-Ensembles. Der Jugendstildistrikt zählt zu den wenigen, die die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg weitestgehend unbeschadet überstanden haben. Die Gebäude mit typischem Jugendstildekor in der Friedrich-, Archiv-, Meuschel-, Bucher- und Kaulbachstraße stehen heute unter Denkmalschutz. Weitere Gebäude im Jugendstil können außerdem in den Stadtteilen Galgenhof, St. Leonard und am Prinzregentenufer angesehen werden.