Natur & Aktiv
Kletter-Paradiese: Top-Regionen für Felsenfreaks
Herzerwärmende Landschaften und pulsfördernde Aufstiege, die nach dem Erklimmen für Hochgefühle sorgen: Klettern vereint Sport und Naturerlebnis aufs Angenehmste. Kein Wunder also, dass Klettern im Trend liegt. Vor allem, da unter Deutschlands zehntausenden Routen eine riesige Auswahl für jede Könnensstufe besteht.
Was darf‘s denn sein? Eine lange Tour, die statt technischer Fähigkeiten eher Kondition erfordert, oder eine mit kurzen, kniffligen Steilpassagen? Die Begleitung durch einen Kletterführer oder die sicheren Trittbügel eines Klettersteiges? Seilschaft oder solo? Im Übrigen muss es gar nicht immer allzu hoch hinaus gehen. Beim Bouldern, dem bodennahen Klettern ohne Seil und Gurt, geraten viele ebenso in Hochstimmung. Überall ist jedoch passendes Equipment und etwas Übung erforderlich. Das Wichtigste aber ist der Überblick, was einen vor Ort erwartet, um sich nicht zu überschätzen und zu gefährden. Apropos Überblick: Wir stellen hier fünf herausragende Kletterregionen im Reiseland Deutschland vor.
Franken: Himmel der Kletterer
Klettergebiet im Frankenjura
©Adobe Stock (Michael)
Rund 1.000 Felsen und über 12.000 Routen von superleicht bis superschwer: Das Frankenjura zwischen Erlangen, Bamberg und Bayreuth genießt den Ruf, eines der besten Kletterreviere Europas zu sein. Wie kommt’s? Kalkfelsen in allen Größen und Formen versprechen mit ihren Rissen, Kaminen, Kanten, Überhängen, Bierhenkeln und Fingerlöchern im Gestein wahrhaft abwechslungsreiche und anspruchsvolle Erlebnisse. Besonders ansprechend ist, dass die meisten Felsen im Wald versteckt und relativ klein sind. Gut, wenn einem Guides, Ratgeber oder Apps den Weg zu einsamen Highlights weisen. Südlich der Fränkischen Schweiz wartet mit dem Altmühltal gleich die nächste Top-Adresse. Dort dominiert ebenfalls grauer, oft löchriger Kalk, wobei sich die Kletterei des Öfteren sehr technisch und senkrecht gestaltet.
Pfalz: Kletterschönheiten und Boulderträume
Dahn: Felsenland mit Burgenmassiv Altdahn im Hintergrund
©DZT (Francesco Carovillano)
Die zwischen Pirmasens und Landau befindlichen und bis zu 60 Meter hohen, oft freistehenden Buntsandsteinfelsen wirken wie Magnete auf die Klettercommunity. Für Anziehung sorgt neben der erhabenen Draufsicht – der „Teufelstisch“ bei Hinterweidenthal und die „Dahner Felsen“ sind wahre Landschaftsikonen – auch die verlockende Aussicht. Die technische Herausforderung sowieso, Stichwort kompakte Wände, wabenförmige Verwitterung, Risse, Platten, Dächer. Zwar gilt die Pfalz mit ihren etwa 1.000 Routen als eher kleineres Klettergebiet, das passende Level findet dennoch jeder – erst recht im Beisein eines der vielen aktiven Kletterführer. Die weisen gewiss darauf hin, dass insbesondere die Südpfalz für traditionelle Kletterrouten bekannt ist. Das Legen mobiler Sicherungen ist hier erforderlich. Zudem wird dafür plädiert, auf Chalk (weißes Magnesiumpulver) zu verzichten. Das betrifft auch die zahlreichen Boulderfelsen an der Kalmit, dem höchsten Berg des Pfälzerwaldes, sowie im Haardt-Gebirgszug.
Sächsische Schweiz: Furioses Felsenfantasyland
Sächsische Schweiz: Der Nationalpark Osterzgebirge bei Sonnenaufgang
©DZT (Francesco Carovillano)
Die Elbe durchschneidet auf ihrem Weg von Tschechien nach Dresden ein gewaltiges Plateau, das wie gemacht ist fürs Klettern. 1.134 meist dunkle Sandsteingipfel schießen da empor, teils recht steil und/oder in mystischen Formen. Praktischerweise verfügen sie über jede Menge Risse, Absätze, Griffe und Tritte. Kein Wunder also, dass Kletterer das Elbsandsteingebirge bereits seit über 150 Jahren für sich entdeckt haben. Und das unter strengen Naturschutzregeln: kein Chalk, dafür knotenschonende Seile und Haken mit recht weiten Abständen. Das macht es Anfängern im selbsternannten „Geburtsort des Free Cimbing“ prinzipiell schwerer, doch nicht nur das Schrammsteingebiet entschädigt mit etlichen leichten Wegen. Wer größere Herausforderungen sucht, findet sie am Falkensteig und auf dem „Alten Weg“ am Daxenstein. Unterdessen gibt es bei den insgesamt rund 10.000 Routen kaum überdurchschnittlich schwere, dafür etliche mit überdurchschnittlich schönem Panorama.
Schwarzwald: Schwere Begeisterung für eher leichte Routen
Baden-Baden: Battertfelsen
©Baden-Baden Kur & Tourismus GmbH
Als Wanderziel ist Deutschlands größtes zusammenhängendes Mittelgebirge ja schon seit Generationen ein Begriff, seit einiger Zeit schwärmen für den Schwarzwald auch immer mehr Kletterfans. Die finden hier mit Gneis, Granit, Sandstein und Porphyr eine Gesteinsvielfalt, die ihresgleichen sucht. Interessant für Anfänger: In den vielen Klettergärten haben sie garantiert Freude am Fels. Dies gilt besonders für den Battert bei Baden-Baden mit seinen über 300 (sehr) leichten Routen. Einsteiger sollten sich indessen nicht von diabolischen Namen wie Teufels- oder Schwarzer Felsen abschrecken lassen, warten dort neben mittelschweren doch auch einfachere Alternativen. Ähnliches gilt für das durch bis zu 70 Meter hohe Felsen geprägte „Gfäll“ nahe Freiburg, dem größten und beliebtesten Klettergebiet im Südschwarzwald. Profis wissen hingegen, dass sie in der gesamten Region zwar grandiose Aussichten, aber kaum richtig knackige Herausforderungen finden.
Harz: Easy-Going an den Granitwänden
Die Gipfel, Wände und Grate im nördlichen Teil des sich über Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen erstreckenden Mittelgebirges bilden eines der eigentümlichsten Klettergebiete Deutschlands. Insbesondere im Okertal schreit der raue, zu wilden Formen verwitterte Granit geradezu danach, beklettert zu werden. Und diesem Schrei der mehr als 100 Felsen folgen Kletterer in Scharen, insbesondere Anfänger. Die Region eignet sich für sie nämlich bestens: Viele der etwa 1.200 Routen sind oft geneigt und erlauben auch mal gemütliches Steigen. Mitunter lassen sich Wandern und leichtes Klettern auch kombinieren, etwa bei der „Steinernen Renne“ bei Wernigerode. Dass in vielen Routen Keile und Friends, wie Klemmgeräte genannt werden, zur Absicherung dazu gehören, erhöht den Reiz für Einsteiger zusätzlich. Doch damit keine Missverständnisse aufkommen: Zwar existieren im Harz keine wirklich schweren Routen, aber einige fordern durchaus heraus, etwa im beliebten Klettergebiet Steinbachtal im Ostharz.