Virtuelle GTM 2020 und Empathie-Kampagnen
Stühlerücken in Deutschland: Mit Zollstock und Maßband bereiten sich in allen Bundesländern Hoteliers, Gastronomen, Freizeit- und Kultureinrichtungen auf die Rückkehr ihrer Gäste vor. Die Bahn erweitert wieder ihr Angebot im Fernverkehr zu touristischen Zielen, und Lufthansa reaktiviert Flugverbindungen.
Damit die Aufbruchstimmung weiter anhält, müssen Gäste sich auf einheitliche Standards verlassen können. Keine leichte Aufgabe, sind doch die Voraussetzungen bei jedem Lokal, Museum oder touristischen Hotspot etwas anders. Kreativität und Flexibilität sind gefragt beim Umsetzen von Hygienekonzepten, beim Einhalten von Zugangsbeschränkungen, beispielsweise über Online-Ticketing oder beim aktiven Besuchermanagement mit Wegeführung zur Wahrung der Abstandsregeln.
Gemeinsam mit der schrittweisen Wiederöffnung der Grenzen bieten all diese Maßnahmen auch Chancen zur Wiederbelebung des Incoming-Tourismus. Zur fortlaufenden Orientierung für Endkunden und Partner in der Reiseindustrie stellen wir tagesaktuell relevante Informationen unter www.germany.travel zusammen.
China spielt in der Corona-Krise eine zentrale Rolle: Dort sprang das neuartige SARS Cov2-Virus erstmals auf den Menschen über und verbreitete sich bis zur Pandemie. Dort wurden auch die ersten Erfahrungen bei der erfolgreichen Bekämpfung des Virus gemacht – unter anderem mit strikten Reisebeschränkungen. Längst hat China die Top 10 der „Corona-Länder“ verlassen und den Lockdown beendet. Erste Erfahrungen mit der Lockerung und interessante Einblicke in die begonnene Recovery-Phase bietet eine aktuelle McKinsey-Studie unter dem Titel ‚The way back: What the world can learn from China’s travel restart after COVID-19‘. Mein Prädikat: Lesenswert!
In den vergangenen Tagen wurden bereits die Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Frankreich, Luxemburg, Österreich und der Schweiz gelockert. Diese Woche hat Außenminister Heiko Maas europäische Amtskolleginnen und ‑kollegen zu einem Nachbarschaftsdialog eingeladen, also zu einem gemeinsamen Abstimmungsprozess zu Reisewarnungen und zum grenzüberschreitenden Reisen in Europa. Das Ziel dieses Nachbarschaftsdialogs ist es, das Vorgehen in Europa mit Blick auf die schrittweise Aufhebung der Reisebeschränkungen so gut wie möglich abzustimmen. Damit wird die wichtigste Voraussetzung für eine schrittweise Wiederbelebung des deutschen Incoming-Tourismus erfüllt.
Ursprünglich stand in meinem Kalender für letzte Woche der GTM in Mecklenburg-Vorpommern. Längst haben neue Termine die nach der Absage freigewordenen Slots gefüllt: Skype Calls, Zoom-Konferenzen, Jour Fixe im Video-Chat und Webinar statt Opening Ceremony, Medienkonferenz und erste Face to Face-Meetings.
Der Arbeitsalltag im Corona-Modus ist anders. Digitale Tools ermöglichen zahlreiche neue Perspektiven und schnelle Kommunikation an vielen verschiedenen Orten gleichzeitig. Trotzdem vermisse ich die ganz persönlichen Kontakte beim Get-Together, die Inspiration und die Ideen, die beim spontanen Zusammentreffen entstehen, die gesamte Atmosphäre unseres GTM Workshops.
Deswegen bin ich sehr froh darüber, dass unsere Experten innerhalb weniger Wochen die technischen Voraussetzungen für den virtualGTM 2020 geschaffen haben. So können wir trotz der aktuellen Einschränkungen allen Partnern im Deutschlandtourismus und den Key Accounts der internationalen Reiseindustrie eine Plattform für die Vorbereitung des Reisejahres 2021 bieten.
Vom 22. bis 24. Juni 2020 geht der größte Incoming-Workshop für das Reiseland Deutschland online. Für deutsche Anbieter kostet die Teilnahme 79 Euro. Interessenten können sich ab sofort online registrieren. Neben der Verabredung zu Live 1:1-Meetings zwischen Ausstellern und Hosted Buyers eröffnet der virtualGTM 2020 auch den Zugang zu täglich wechselnden Live-Webinaren zu aktuellen Themen. Ich bin sicher, der virtualGTM 2020 wird ein Erfolg auf dem Weg zur Erholung des Incoming-Tourismus 2021. Und er baut eine Brücke in das kommende Jahr, wenn wir uns vom 25. bis 27. April 2021 wieder zum physischen GTM in Mecklenburg-Vorpommern sehen.
Es ist das gut ausbalancierte Zusammenspiel von digitalisierter und analoger Arbeitswelt, das allen Beteiligten zusätzliche Chancen für das New Normal ermöglicht. Das bestätigt eine interessante Studie des Softwareunternehmens Asana aus San Francisco, in der die Erfahrungen von mehr als 5.000 Vollzeit-Angestellten aus Australien, Deutschland, Großbritannien, Japan und den USA mit Telearbeit aufgrund der aktuellen Situation untersucht werden und die in der Wirtschaftswoche zitiert wird. Demnach wollen nur 36 Prozent der Deutschen nach dem derzeit praktizierten Social Distancing lieber im Homeoffice arbeiten, aber 73 Prozent vermissen ihr gewohntes Arbeitsumfeld. Die Zahlen differieren zwischen den untersuchten Ländern, aber die sozialen Kontakte gehören auch in Zeiten der digitalen Tools zu jeder intakten Arbeitswelt dazu.
Das ist auch die Basis für eine breit angelegte Initiative des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft, an der sich die DZT gern beteiligt. Die Initiative #ichfreumichauf… soll Unternehmen wie Zuhause-Gebliebenen Mut machen und Zuversicht schaffen. Das deckt sich zu 100 Prozent mit unserer Intention, aktiv die erfolgreiche Erholung des Incoming-Tourismus voranzutreiben. Deshalb werden wir zur Kampagne ein weiteres Motiv beitragen: #Ich freu mich auf internationale Gäste. Dieses Motiv werden wir über alle unsere B-to-B-Kanäle weltweit kommunizieren und so der Kampagne der Branche einen zusätzlichen Impuls geben.
Mit Blick auf die vor uns liegende Reisezeit im Sommer gilt es nun für uns alle, nach der Phase des Lockdowns und den vielen virtuellen Empathie-Kampagnen aller Beteiligten den nächsten Schritt zu gehen und mit markt- und kundenspezifischer Kommunikation in den europäischen Nachbarmärkten die Recovery-Phase zu beginnen.
Es geht darum, wieder Vertrauen aufzubauen und Empathie für Reisende zu zeigen, die in dieser Pandemie nach Halt und Information suchen, um ihre Reiseentscheidung bestätigt zu finden. Sicherheit und Glaubwürdigkeit ist fester Bestandteil der DNA der Marke ‚Reiseland Deutschland‘ – nicht zuletzt wegen des Labels ‚made in Germany‘, das für Qualität und Verlässlichkeit steht.
Daraus entwickeln sich Chancen. Attribute, wie Nachhaltigkeit, gesteigerte Sensibilität für den Kunden und Servicequalität stärken die touristische Attraktivität unseres Landes: ‚Germany Simply Inspiring‘. Darauf setze ich auch weiterhin.
Bis nächste Woche!
Ihre Petra Hedorfer