Bloß, weil manche in Kunstmuseen befindliche Werke mitunter mehrere Jahrhunderte auf dem Buckel haben, bedeutet das noch lange nicht, dass es sich hier um verstaubte Kultureinrichtungen handelt. Im Gegenteil! Viele Häuser zeigen ihre Schätze in bestem Licht, sei es in sanierten Räumen oder in digitalen Gadgets.

Gemäldegalerie Alte Meister: Superstars der Renaissance

Dresden: Die Gemäldegalerie Alte Meister Dresden: Die Gemäldegalerie Alte Meister ©DZT (Francesco Carovillano)

Den Zwinger hat fast jeder Dresden-Urlauber auf dem Zettel. Kein Wunder, gehört der eindrucksvolle Gebäudekomplex doch zu Deutschlands wichtigsten Barockbauwerken. Und dann erst die inneren Werte! Die hier untergebrachte Gemäldegalerie Alte Meister zählt zu den renommiertesten Gemäldesammlungen der Welt. Auf drei Etagen versammelt sich von Peter Paul Rubens bis Albrecht Dürer das „Who is Who“ der Malerei, insbesondere aus der Zeit der Renaissance. Mehr als 300 Gemälde aus dem 15. bis 18. Jahrhundert, darunter Vermeers „Bei der Kupplerin“, Correggios „Die Heilige Nacht“, Tizians „Schlummernde Venus“ und Raffaels „Sixtinische Madonna“ mit den beiden ikonischen Engeln, sind in den hohen, lichten Räumen der Galerie ausgestellt. Einzigartig sind ferner die Sammlungen an Pastellen von Rosalba Carriera und Gemälden von Lucas Cranach. Verweilen statt durchhuschen lautet da die Devise. Erst recht, da sich das Museum 2020 richtig rausgeputzt hat. Neben der behutsamen, aber entschlossenen Modernisierung des Gebäudes wurden zahlreiche Werke restauriert, Rahmen frisch vergoldet oder gleich neu angefertigt. Ferner lässt eine umfassende Akzentbeleuchtung Gemälde und Skulpturen in bestem Licht erscheinen. Als besonderes Highlight des neu gestalteten Semperbaus gilt die Integration der renommierten, sogenannten Skulpturensammlung mit Bildhauerwerken aus fünf Jahrtausenden, von assyrischen Relieftafeln bis zu wertvollen Terrakotten und Vasen.


Städel Museum: 700 Jahre Kunstgeschichte unter einem Dach

Frankfurt/Main: Städel Museum Frankfurt/Main: Städel Museum ©#visitfrankfurt (Holger Ullmann)

Frankfurt ist nicht nur eine Banken-, sondern auch eine Museumshochburg. Sage und schreibe 38 Ausstellungshäuser, vom Film- über das Architektur- bis zum Jüdischen Museum, bilden mit dem „Museumsufer Frankfurt“ einen kulturellen Hotspot sondergleichen. Mittendrin: das Städel Museum, eines der bedeutendsten Kunstmuseen des Landes. Die 1815 von dem Bankier und Kaufmann Johann Friedrich Städel begründete Museumsstiftung, ihres Zeichens älteste und renommierteste des Landes, hat im Lauf der Zeit mehr als 3.100 Gemälde, 660 Skulpturen, 5.000 Fotografien und über 100.000 Zeichnungen und Grafiken gesammelt. In imposant gestalteten Räumlichkeiten werden Bilder aus sieben Jahrhunderten präsentiert, vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Dabei handelt es sich mitunter um Meisterwerke europäischer Kunst. Ein paar Namen gefällig? Bitte sehr: Hieronymus Bosch, Lucas Cranach, Albrecht Dürer und Sandro Botticelli sind dort ebenso vertreten wie Francis Bacon, Gerhard Richter und Wolfgang Tillmans. Ein echter Publikumsliebling ist „Goethe in der römischen Campagna“ von J. H. Wilhelm Tischbein, das wohl bekannteste Gemälde vom (übrigens in Frankfurt geborenen) Dichterfürsten. Wer es moderner mag, wird am Goethe-Siebdruck von Andy Warhol seine Freude haben. Apropos modern: Trotz alter Kunst setzen die Museumsmacher auf Apps als Audioguides, Podcasts, eine große, digitale Sammlung mit Details zu jedem Gemälde sowie innovative Veranstaltungen inklusive Art Talks, Abend-Events und Workshops für Groß und Klein.


Museum Barberini: Neue Pilgerstätte für Impressionismus-Fans

Potsdam: Der Jahrhundertschritt von Wolfgang Mattheuer vor dem Museum Barberini Potsdam: Der Jahrhundertschritt von Wolfgang Mattheuer vor dem Museum Barberini ©TMB-Fotoarchiv (Steffen Lehmann)

Umbauten, Sanierungen, Erweiterungen: So etwas kommt bei Museen regelmäßig vor, komplette Neueröffnungen von Rang hingegen selten. 2017 war es mit dem Kunstmuseum Barberini in Potsdam, das der „Guardian“ sogleich zu den weltweit wichtigsten Eröffnungen des Jahres zählte, mal wieder soweit. Wobei allein der prominente Ort in der neuen historischen Mitte Potsdams heraussticht, schließlich wurde der klassizistisch-barocke, im 2. Weltkrieg zerstörte Palast Barberini aus dem 18. Jahrhundert wieder aufwendig rekonstruiert. Dafür und für insgesamt 17, mit neuester Technik und hohen Decken versehenen Ausstellungssäle ließ Mäzen und SAP-Mitbegründer Hasso Plattner einiges springen. Wieviel genau, ist nicht bekannt. Schwer beziffern lassen sich auch die auf 2.200 Quadratmetern gezeigten Schätze der Hasso-Plattner-Förderstiftung. Fakt: Allein diese, neben hochkarätigen Wechselschauen gezeigte Dauerausstellung ist sehr wertvoll. Der Fokus liegt auf Arbeiten des französischen Impressionismus und Post-Impressionismus, allein von Claude Monet (Highlight: die „Getreideschober“-Serie) existieren rund drei Dutzend Werke. Einen weiteren Schwerpunkt bildet DDR-Kunst. Dazu gehören Werke von Gerhard Richter ebenso wie von den Gründern der Leipziger Schule wie Werner Tübke, Bernhard Heisig und Wolfgang Mattheuer. Ein monumentaler Abguss von dessen Skulptur „Der Jahrhundertschritt“ schmückt den Innenhof des Museums.


Pinakotheken München: Meisterwerke an jeder Ecke

München: Pinakothek der Moderne München: Pinakothek der Moderne ©www.nicanorgarcia.com (Nicanor Garcia)

Im Kunstareal in der Maxvorstadt ballen sich museale Hochkaräter. International am bekanntesten sind die drei Pinakotheken, in denen große Kunst vom 13. Jahrhundert bis heute zu sehen ist. In der Alten Pinakothek, bei ihrer Eröffnung 1836 größter Museumsbau der Welt, finden sich, nomen est omen, die vergleichsweise ältesten Werke. Und was für welche! Etwa Altdorfers legendäre „Alexanderschlacht“, Dürers berühmtes Selbstbildnis, Leonardo da Vincis Jugendwerk „Madonna mit der Nelke“ und „Das Große Jüngste Gericht“ von Rubens. Mit über sechs Metern Höhe ist es das größte Gemälde des Genies. Nicht minderbedeutende, aber mit Datierungen vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert jüngere Meisterwerke – u.a. von Klimt, Manet, Goya, Van Gogh – zählen zur Sammlung der (momentan renovierten) Neuen Pinakothek. Als wären die beiden ehrwürdigen Museen nicht genug, setzt die 2002 eröffnete Pinakothek der Moderne noch eins drauf, beziehungsweise vier. Unter dem Dach des lichten, klassisch-klaren Bauwerks finden sich die Sammlung Moderne Kunst mit zahlreichen Gemälden aus dem 20. und 21. Jahrhundert (darunter Werke von Paul Klee, Franz Marc und Ernst Ludwig Kirchner), das Architekturmuseum, die Staatliche Graphische Sammlung und die Neue Sammlung, die zu den bedeutendsten Designabteilungen der Welt gehört.