Naturkundemuseen faszinieren junge wie ältere Besucher. Die einen erfreuen sich an großen Dinosaurierskeletten, andere an großen Tier-, Stein- oder Pflanzensammlungen. Die häufig in historischen Gebäuden befindlichen Ausstellungen bedienen sich moderner Vermittlungsmethoden.

Museum für Naturkunde Berlin: Evolution in Aktion

Berlin: Dinosauriersaal im Lichthof des Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität Berlin: Dinosauriersaal im Lichthof des Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität ©Lookphotos (Karl Johaentges)

Tristan Otto war jahrelang der Superstar der Berliner Museumsszene. Kein Wunder, handelt es sich dabei doch um das erste in Europa ausgestellte Originalskelett eines Tyrannosaurus Rex. Nach einem Gastspiel in Kopenhagen soll der zwölf Meter lange und vier Meter hohe Räuber 2022 zurückkehren – und dem weltgrößten ausgestellten Saurierskelett, einem über 13 Meter langen Giraffatitan brancai, und anderen Dinos Gesellschaft leisten. Mit „Juraskopen“ werden die Urzeitgiganten sogar lebendig: Beim Blick durch eines der interaktiven Ferngläser wachsen den Riesenechsen Muskeln und Haut, sie beginnen zu fressen und zu jagen. Unterlegt ist die Animation mit passender Geräuschkulisse. Da mag mancher froh sein, dass unter den 30 Millionen Museumsexponaten auch harmlosere Spezies zu entdecken sind, etwa der Urvogel Archaeopteryx. Apropos Vögel. Gut 90 Prozent der gegenwärtig existierenden Vogelarten sind in einem der ältesten und bedeutendsten Naturkundemuseen des Kontinents versammelt, allein 7.000 Exemplare auf Ständer montiert. Trotz Gebäudeupgrade – 2010 wurde der Ostflügel als moderner Betonbau mit historischem Fassadenrelief wiedereröffnet – stammen viele Stücke aus dem 18. und 19. Jahrhundert, als Forscher wie Humboldt und Co. in alle Erdteile auszogen und reichlich Naturschätze mitbrachten.


Klimahaus Bremerhaven: Weltreise im Expresstempo

Bremerhaven: Klimahaus Bremerhaven 8° Ost mit Glasbrücke Bremerhaven: Klimahaus Bremerhaven 8° Ost mit Glasbrücke ©marcus.meyer@fotoetage.de (Marcus Meyer)

Alle reden vom Klima und dessen Wandel. Im 2009 eröffneten Klimahaus Bremerhaven, das allein durch seine 125 Meter lange, futuristisch-gläserne Außenhülle glänzt, lässt es sich hautnah erleben. Im wahrsten Sinne, erfährt man doch anhand einer Reise entlang des achten Längengrades Ost verschiedene Klimazonen inklusive eines Temperaturgefälles von 48 Grad Celsius am eigenen Leib. In rascher Abfolge geht es vom Bremerhavener Hafen über die erfrischende Kühle auf einer Schweizer Alm und die Gluthitze der Sahelzone bis zur Eiseskälte der Antarktis. Dabei werden die Schauplätze mit aufwendigen Inszenierungen, Filmen und Theaterkulissen liebevoll in Szene gesetzt. Bei der Reisestation Kamerun etwa prasseln auf die Besucher exotische Gerüche und Geräusche ein, auf Samoa ein warmer Platzregen. Ernster wird es in der interaktiven Ausstellung „Perspektiven“ und im „World Future Lab“, das sich mit seinen acht Spielstationen insbesondere an die Klimakompetenz der Jugend wendet. Fazit: Der Star des Stadtviertels Havenwelten ist inhaltlich wie architektonisch herausragend und wurde von der UNESCO zu Recht wiederholt als Lernort der höchsten Kategorie ausgezeichnet.


Senckenberg Naturmuseum Frankfurt: Dinos und andere Größen

Frankfurt: Senckenberg Naturmuseum Frankfurt: Senckenberg Naturmuseum ©Senckenberg (Tränkner)

Im Frankfurter Stadtteil Bockenheim finden Fans ausgestorbener Riesenechsen und ihrer Verwandten ihr Glück. Schließlich beherbergt das Senckenberg Naturmuseum neben tausenden Exponaten aus den Bereichen Geologie, Paläontologie und Zoologie (darunter ein einmalig präparierter Dodo und eine Nachbildung des berühmten Vormenschskeletts „Lucy“) Deutschlands umfangreichste Dinosaurierausstellung. Bereits vor dem Eingang verrät ein Tyrannosaurus Rex, dass in den großzügigen und kunstvoll gestalteten Innenräumen Großes zu erwarten ist. Unter anderem das Skelett eines langhalsigen Diplodocus, das Original eines versteinerten Sauriers mit erhaltener, schuppiger Haut, die Rekonstruktion eines Triceratops-Skeletts und weitere Riesenechsen. Das über 200 Jahre alte Museum, auf dessen 6.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche sich unter anderem die Dauerschauen „Wale und Elefanten“, „Tiefsee“, „Insekten“ und das 2021 eröffnete „Korallenriff“ befinden, begeistert aber auch aus anderen Gründen insbesondere Familien mit Kindern. Stichwort Taschenlampenführung im nächtlichen Museum und Interaktivität. So kann bei manchen Exponaten zur Entwicklungsgeschichte per Knopfdruck ein Vulkanausbruch ausgelöst werden – und dank Virtual-Reality Brillen, mit denen Tiere zum Leben erwachen, zudem großes Staunen.


Saalfelder Feengrotten mit Erlebnismuseum Grottoneum: Zauberhafte Stollen

Saalfeld: Märchenhafte Feengrotte Saalfeld: Märchenhafte Feengrotte ©Adobe Stock (Vermeulen-Perdaen)

„Alles so schön bunt hier“, werden sich Besucher in dem stillgelegten Thüringer Bergwerk denken. Das Guinness-Buch der Rekorde verlieh gar die Auszeichnung „farbenreichste Schaugrotte der Welt“. Für das mit Audio- und Lichteffekten versehene Farb- und Formenspektakel zeichnen etwa 30, teils recht seltene Minerale verantwortlich, die sich im Tropf- und Quellwasser befinden und als Ergebnis steter Verdunstung übrigbleiben. Die Luft hat es ebenfalls in sich: Seit 1937 hier einer der ersten Heilstollen dieser Art eröffnet wurde, haben zehntausende Patienten Linderung oder gar Heilung bei Atemwegserkrankungen erfahren. Alles andere als krank – höchstens liebeskrank – ist eine andere Besuchergruppe. Brautpaare, die sich im „Märchendom“ das Ja-Wort geben können. Märchenhaft gestaltet sich auch das Feenweltchen auf dem Berg über den Grotten. Flügelbehaftete Animateurinnen, Hörstationen und diverse Spielgeräte verströmen dort eine zauberhafte Atmosphäre. Eine eher nüchterne Forscherperspektive nehmen Gäste im 2011 eröffneten Erlebnismuseum Grottoneum ein. An spannenden Mitmach- und Wissensstationen können sie ergründen, wie früher Licht im Bergwerk entfacht wurde, wie Moleküle tanzen und wie steter Tropfen den Stein baut.