Feldhase, Wildschwein, Fuchs, Eichhörnchen, Fledermaus – wer glaubt, in Deutschland gäbe es keine spannenden Tierarten, irrt. Neuerdings leben sogar wieder Waschbären, Luchs, Elch und Bison in Deutschland.

Freyung-Grafenau: Bisons im Nationalpark Bayerischer Wald Freyung-Grafenau: Bisons im Nationalpark Bayerischer Wald ©Getty Images (Manfred Gottschalk)

Ungefähr 48.000 Tierarten leben in deutschen Wäldern, Wiesen und Bergen. Viele davon sind Insekten, doch immerhin auch 328 Vogelarten, 104 verschiedene Säugetiere und mehrere Dutzend Amphibien und Reptilien sind hier beheimatet. Um die tierischen Lebensräume zu schützen, ist Deutschland reich an Nationalparks und Naturschutzgebieten. Hier wurden beispielsweise rund 10.300 Pflanzenarten und 14.400 Pilzarten gezählt. Diese geschützten Räume bieten nicht nur bekannten Arten wie Reh, Wildschwein oder Eichhörnchen wichtige Lebensgrundlagen: Dank zahlreicher Wiederansiedelungsprojekte finden sich in Deutschland inzwischen auch ausgestorbene Arten: Der Wisent beispielsweise, eine Bison-Art, weidet seit 2013 wieder zufrieden im Rothaargebirge im nordrhein-westfälischen Bad Berleburg. Das Naturschutzprojekt mit Naturspielplatz und Naturerlebniszentrum kann besucht werden und bietet Wanderungen an. Auch der Elch zeigt sich in Deutschland wieder, besonders in Brandenburg, dort gibt es im Wildpark Schorfheide sogar eine erste kleine Kolonie. Überhaupt wird das Bundesland Brandenburg immer wilder: Wie in einigen anderen Bundesländern hat sich hier der Wolf wieder niedergelassen, und zuweilen läuft einem sogar ein Biber über den Weg. Und nicht nur Brandenburg wird erobert, Berlin etwa gilt als Hauptstadt der Wildtiere.


Fuchs, Hase & Co.: zu Hause in Berlin

Spreewald: Biber nagt an einem Baum im Fluss Spreewald: Biber nagt an einem Baum im Fluss ©Lookphotos (Martin Siering)

Mehr als 230 Wildtierarten sind dort gelistet. Der Rotfuchs ist längst fester Bestandteil des Berliner Stadtbilds und stromert nachts durch Parks, Hinterhöfe oder sogar über Straßen. Die Deutsche Wildtierstiftung bietet in Berlin deshalb auch Kinderführungen mit ihrer Lernwerkstatt Natur an. Auf den städtischen Wiesen und Parks wird der heimischen Tierwelt nachgespürt, und dort begegnet man sicher auch dem Feldhasen – eines der bekanntesten deutschen Wildtiere. Mehrere Millionen Exemplare springen munter durch das Land. Ebenfalls wieder häufiger angetroffen werden kann der Luchs: In Deutschland leben rund 140 Luchse mit ihren Jungtieren in zehn Bundesländern. Über 1.000 Wildkatzen leben außerdem im Nationalpark Eifel in der Nähe von Köln. Es ist eine der bedeutendsten Populationen des Raubtiers in Mitteleuropa: Auf 110 Quadratkilometern teilen sich die Wildkatzen den Platz mit Rothirschen und sogar wieder mit Bibern.


Wieder anzutreffen: der Bartgeier in den bayerischen Alpen

Allgäuer Alpen: Bartgeier über den Bergen Allgäuer Alpen: Bartgeier über den Bergen ©Adobe Stock (Basti Heckl)

Die Vielfalt der deutschen Landschaft spiegelt sich in den unterschiedlichen Tieren, die dort leben, wider. Eine ganz eigene Tier- und Pflanzenwelt weisen nicht nur die Alpen auf. Ein perfekter Ort etwa für den Bartgeier, den es hier allerdings lange nicht mehr gab. Dank eines internationalen Wiederansiedlungsprojekts von Nürnberger Tierpark und Nationalpark Berchtesgaden sind in den Bayerischen Alpen wieder 233 junge Bartgeier zu Hause. Die Moorente dagegen fand in Niedersachsen ein Plätzchen, und der Steinkauz brütet jetzt wieder im nördlichen Harzvorland sowie im Naturpark Nuthe-Nieplitz. Verantwortlich dafür zeichnet etwa die Wildtier- und Artenschutzstation in Sachsenhagen in Niedersachsen, die ebenfalls besucht werden kann.


Tierarten erhalten, Tierarten ansehen: der hessische Opel-Zoo

Stehender Amerikanischer Nerz an Gewässer Stehender Amerikanischer Nerz an Gewässer ©Adobe Stock (Michael Robbins)

Besuchenswert ist außerdem der Opel-Zoo in Hessen, nicht nur, weil das Areal mit großem Spielplatz auch das Zuhause von Giraffen und Elefanten ist. Der Opel-Zoo ist beteiligt an insgesamt 33 internationalen Erhaltungszuchtprogrammen für Reptilien, Vögel und Säugetiere. Gezüchtet und dann ausgewildert werden etwa Nerze, Steinkauz und die Sumpfschildkröte. So zählt der Nerz beispielsweise zu den am stärksten bedrohten Tierarten, die Nachzüchtungen werden im Frühjahr am Steinhuder Meer in Niedersachsen und im Saarland auf geeigneten Flächen frei gelassen. Die Adlerwarte Berlebeck bei Dortmund ist eine der artenreichsten Greifvogelwarten Europas und übernahm schon einige im Zoo geschlüpfte Steinkäuze. Die Adlerwarte betreibt außerdem ein Wiederansiedlungsprojekt für den Steinkauz, und wer sich für die imposanten Tiere interessiert, besucht dort eine Flugshow.


Den Zug der Kraniche bestaunen: Birdwatch-Termine in Deutschland

Linum: Zugvögel im Flug bei Sonnenuntergang Linum: Zugvögel im Flug bei Sonnenuntergang ©Lookphotos (travelstock44)

Auch vom Opel Zoo stammen die Europäischen Sumpfschildkröten, die im einzigartigen Naturschutzgebiet im hessischen Kühkopf-Knoblochsaue am Rhein angesiedelt sind. Es ist das größte verbliebene Auengebiet des nördlichen Oberrheins und Heimat unzähliger Tiere. Sehr früh am Morgen können dort Wildschweine, Rehe, Schildkröten und unzählige Vögel wie Buntspechte, Gimpel, Gelbspötter oder auch Greifvögel beobachtet werden. Hier leben neben 250 Vogelarten etwa auch zwölf Fledermausarten. Wen Vögel begeistern, wird auch darauf brennen, ihren Zug im Herbst gen Süden zu beobachten. Denn es ist ein grandioses Naturschauspiel, wenn beispielsweise Tausende Stare synchron Richtung Süden fliegen. Ebenso schön ist es, die Kraniche auf ihrer langen Reise mit dem Fernglas eine Weile lang zu verfolgen. Für Vogelfreunde bietet der NABU dafür besondere Birdwatch Termine im Herbst an. Beobachten lassen sich etwa Kraniche und Gänse im späten September und Oktober in der Lausitz, aber auch in Bremen, Brandenburg, Niedersachsen oder Mecklenburg-Vorpommern – sogar vom Boot oder Fahrrad aus.