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150 Jahre Thomas Mann – eine literarische Spurensuche
2025 jährt sich Thomas Manns Geburtstag zum 150. Mal. Ein guter Anlass, auf den Spuren des Literaturnobelpreisträgers zu wandeln! Schließlich bieten sein Leben und Werk nicht nur reichlich Stoff für Leseratten, sondern auch drei faszinierende Reiseziele.
„Buddenbrooks“, „Der Zauberberg“, „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“: Diese und andere Werke machen Thomas Mann zu einem den bedeutendsten Erzählern des 20. Jahrhunderts. Doch so sehr er Anerkennung und Literaturnobelpreis verdiente: Mann war mehr als „nur“ ein begnadeter Autor grandioser Gesellschaftsromane, er war intellektueller Chronist seiner Zeit, überzeugter Demokrat und politischer Mahner. Gegen den Nationalsozialismus setzte er sich zur Wehr, für humanitäre Ideen setzte er sich ein. Allein deshalb ist Thomas Mann nicht nur ein Stück Literaturgeschichte, sondern lebendige Kultur. Die lässt sich in drei deutschen Städten besonders nachspüren: So erzählt Lübeck von Herkunft und hanseatischer Strenge, München von Glanz, Geist und politischer Verantwortung, Bad Tölz von Erholung und Inspiration.
Lübeck: Geburtsstadt und literarisches Fundament
Lübeck: Holstentor mit Park
©DZT (Jens Wegener)
Am 6. Juni 1875 wurde Thomas Mann in der Hansestadt geboren, sein Familienhaus in der Mengstraße 4 ist seit 1993 ein Mekka für Literaturfans aus aller Welt, steht doch an dieser Stelle seither das nach Manns erstem großen Roman benannte Buddenbrookhaus. Derzeit wird es umgebaut und voraussichtlich erst 2030 wieder eröffnet. Das „Heinrich-und-Thomas Mann-Zentrum“ bleibt jedoch mit dem Shop und Infocenter „Buddenbrooks am Markt“ präsent. Zudem werden regelmäßig Führungen mit Lesungen und Anekdoten angeboten und die führen durch die zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannte Altstadt. Diese liefert das atmosphärische Setting für viele Szenen des Buddenbrooks-Romans. Ein Spaziergang durch das Gängeviertel, ein Besuch des Doms oder ein Blick auf das Holstentor – all das macht deutlich, wie stark Manns Werk von dieser Stadt geprägt wurde.
München: Stadt der Inspiration und des Wandels
München: Rathaus mit Glockenspiel am Marienplatz
©DZT (Jens Wegener)
Den größten Teil seines Lebens verbrachte Mann jedoch in München. Dort entstand nicht nur ein Großteil seiner Werke, sondern auch sein Ruf als Intellektueller mit großbürgerlichem Habitus. Die bayerische Landeshauptstadt war zu dieser Zeit ein Zentrum der Kunst, Kultur und politischen Auseinandersetzung – und Mann mittendrin. Wer auf seinen Spuren wandeln möchte, kann seine Wohnadressen Franz-Joseph-Straße 2 und Mauerkircherstraße 13 in Bogenhausen aufsuchen. Die Villen jenes Viertels erzählen bis heute von Münchens goldener Zeit um die Jahrhundertwende. In einer, der Villa in der Poschinger Straße 1, wohnten die Manns selbst viele Jahre, bis sie 1933 in die Schweiz und später die USA auswanderten – nicht ohne vorher in Radioansprachen gegen das Nazi-Regime zu wüten. Wer mehr über das politische Engagement Thomas Manns erfahren möchte, besucht die Monacensia im Hildebrandhaus. Die dortige Sammlung umfasst nicht nur Originalmanuskripte und Briefe, sondern beleuchtet Manns Kampf gegen den Nationalsozialismus. Heiterer geht es im „Café Luitpold“ zu, wo der Autor einst diskutierte und schrieb und nun als elegantes Kaffeehaus mit Jugendstilambiente zur Pause einlädt. Ums Eck finden im Literaturhaus Ausstellungen, Lesungen und Diskussionen statt – häufig mit Bezug zu Mann und der Münchner Moderne.
Bad Tölz: Sommerlicher Rückzugsort am Alpenrand
Isar fließt durch Bad Tölz
©Adobe Stock (fottoo)
Etwa 50 Kilometer südlich von München liegt Bad Tölz, für Mann sowohl ein Ort der Erholung als auch des kreativen Schaffens. Zwischen 1909 und 1917 verbrachte er acht Sommer mit seiner Frau Katia und den Kindern Klaus, Erika, Golo und Monika in einer prachtvollen Villa am Rand der idyllischen Kleinstadt. Dabei ist das Gebäude, das bis heute als letztes im Original erhaltenes und von der Familie Mann erbautes Haus gilt, selbst nicht zugänglich. Doch auch von außen ist es sehenswert, gleicht die Beschreibung doch dem Landsitz, den sich Gustav von Aschenbach in „Tod in Venedig“, von dem Teile wie auch vom „Zauberberg“ in Tölz entstanden, errichtet hatte. Einen wohnlichen Eindruck vermittelt ein nachgebautes Mann-Arbeitszimmer in der Stadtbibliothek. Der Thomas-Mann-Rundweg führt noch zu weiteren bedeutsamen Plätzen, etwa zum Klammerweiher, wo die Kinder schwimmen lernten und an dessen Ufer Bäume zur Erinnerung an verschiedene Familienmitglieder gepflanzt sind.
Hier wird Mann 2025 groß gefeiert
Im Jahr 2025 feiert Deutschland den 150. Geburtstag von Thomas Mann im großen Stil. Ab August laden zahlreiche Veranstaltungen Kultur- und Literaturinteressierte ein, das facettenreiche Werk des Nobelpreisträgers zu entdecken.
In Lübeck, Manns Geburtsstadt, präsentiert das St. Annen-Museum die Ausstellung „Meine Zeit. Thomas Mann und die Demokratie“ vom 6. Juni 2025 bis zum 18. Januar 2026. Die Ausstellung beleuchtet seine politische Entwicklung vom Konservativen zum überzeugten Demokraten, mit seiner Rede „Meine Zeit“ von 1950 als zentralem Element. Ein umfangreiches Begleitprogramm zur Ausstellung umfasst Veranstaltungen wie „Mann zu Viert“, bei dem ein literarisches Quartett über seine Erzählungen diskutiert, und „Texte eines Unpolitischen?“, wo prominente Gäste über den politischen Gehalt seiner Romane sprechen. Weitere Highlights sind die „Lange Debütnacht“, die zeitgenössische Erstlingswerke präsentiert, und „Zeitsprünge – Standpunkte“, ein Podiumsformat zu aktuellen gesellschaftlichen Themen. Im Theater Lübeck findet am 27. September 2025 die Veranstaltung „Democracy will win“ statt, bei der Schauspieler Mark Waschke Thomas Manns Tagebücher mit Fokus auf deren politischen Gehalt liest und performt.
In der Sommerakademie in München wird am 1. September die Symbolik des Sanatoriums als Spiegel einer Gesellschaft im Umbruch in Thomas Manns Schlüsselroman DER ZAUBERBERG beleuchtet. Weitere Informationen und Veranstaltungshinweise finden Sie auf der offiziellen Jubiläumsseite.