Strand oder Stadt? Das ist oft die Frage. Eine erfreuliche Antwort für Entscheidungsmuffel lautet: Manche Ziele an Nord- und Ostsee vereinen beides. Bieten neben Architektur, Kultur und Stadtflair eben auch nahe Strände, also Meerambiente in allen Facetten.

Kiel: Leben am, im und mit dem Wasser

Kiel: Schwedenkai mit Ostseekai und St. Nikolai Kirche Kiel: Schwedenkai mit Ostseekai und St. Nikolai Kirche ©DZT (Francesco Carovillano)

Leinen los! Bei Hafenfesten können auch Landratten mal so richtig Seeluft schnuppern. Und nirgends geht das besser als bei der Kieler Woche, das sich als weltgrößtes Segelsportereignis bezeichnet. Größtes Sommerfest Norddeutschlands ist es allemal, inklusive einmaligem Kinder-Kultur-Angebot unter freiem Himmel. Bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit ermöglicht das Aquarium Geomar trockene Einblicke in maritime Welten. Allein die Seehunde sind eine Schau. Noch mehr zu schauen gibt es bei einem Spaziergang entlang der Kiellinie, der Promenade am Westufer der von Fähren, Frachtern und Yachten frequentierten Förde, die weit ins Herz der Stadt reicht. „An Land“ gibt es aber auch viel zu entdecken – vom geschichtsträchtigen Schlossgarten über das mit seinem 106 Meter hohen Turm wahrlich herausragenden Rathaus bis hin zum backsteinroten, im Jugendstil erbauten Opernhaus.


Rostock: Mehr Fluss als Meer

Rostock: Stadthafen bei Nacht Rostock: Stadthafen bei Nacht ©DZT (Francesco Carovillano)

Der Strandkorb ist das Symbol schlechthin für Meerurlaub in Deutschland. Und wer hat’s erfunden? Wilhelm Bartelmann. Wo? Genau, in Rostock. Im Ortsteil Warnemünde eröffnete er 1884 den ersten Strandkorbverleih überhaupt. Klar, dass sich dort auch heutzutage viele einbuchen, um Sandburgenbauer und/oder Kreuzfahrtschiffe zu spotten. Noch mehr los ist aber an der Warnow, die sich, bevor sie sich zur Lagune verbreitert und in die Ostsee mündet, wie ein breites Band quer durch die Hansestadt schlängelt. Top-Bedingungen für feuchtfröhliche Vergnügen, allen voran die vielen Studenten. Auf der Promenade am Stadthafen wird gepicknickt, gefeiert, das eine oder andere Backfischbrötchen direkt vom Kutter geholt, und – seit 2021 – in einem einzigartigen Wake- und Wasserpark geboardet und gepaddelt. Wassersport im Stadtfluss, cool! In die nahe, wunderschöne Altstadt mit ihren vielen historischen Gebäuden der norddeutschen Backsteingotik kommt man aber auch trockenen Fußes.


Wilhelmshaven: Watt fürs maritime Herz

Wilhelmshaven: Kaiser-Wilhelm-Brücke in der Dämmerung Wilhelmshaven: Kaiser-Wilhelm-Brücke in der Dämmerung ©AdobeStock (Michael Schelhorn)

Wenn schon eine ganze Stadt nach Kaiser Wilhelm I. benannt ist, verwundert es nicht, dass auch deren Wahrzeichen seinen Namen trägt. Die eiserne Kaiser-Wilhelm-Brücke spannt und dreht sich über den Großen Hafen, in dem jedes Jahr zahlreiche Segler und Bootsbesitzer aus ganz Europa festmachen. Sie bleiben durchaus länger, gibt es in der kleinen, aber feinen Stadt am Jadebusen doch einiges zu sehen. Geballte Action verspricht die „Maritime Meile Wilhelmshaven“, vom berühmten Deutschen Marinemuseum bis zum Besucherzentrum des Weltnaturerbes Wattenmeer, das auch viele interaktive Elemente bietet. Wer sportlich aktiv sein will, packt Badehose, Gummistiefel und Kescher ein und begibt sich an die nördlich gelegenen Wattstrände – mit Blick auf Wangerooge und Spiekeroog – oder auf die grüne Halbinsel Butjadingen – mitunter mit Blick aufs deutlich städtischere Bremerhaven an der Wesermündung.


Flensburg: Punktgewinn im hohen Norden

Flensburg: Yachthafen und Altstadt mit Marienkirche Flensburg: Yachthafen und Altstadt mit Marienkirche ©DZT (Francesco Carovillano)

Deutschlands nördlichste Stadt, nur einen kurzen Segelschlag von der dänischen Grenze entfernt, blickt auf eine über 800-jährige Geschichte zurück. Und die, das erfährt man auf dem fünf Kilometer langen „Flensburger Kapitänsweg“ durch die Innenstadt, war höchst wechselvoll – nicht nur was die lange Zugehörigkeit zu Dänemark anbelangt, sondern auch die Exportschlager: Waren es früher Salzheringe und Rum (daher die jährliche Rum-Regatta), übernahmen schließlich Bügelverschlussbier und Punkte des Kraftfahrt-Bundesamts. Geblieben ist das maritime Flair. Neben der Altstadt voller Giebel- und Kapitänshäuser finden sich am Kai zur Förde urige Tavernen und die historische Werft mit ihren knarzenden Segelbooten. Im „Phänomenta“ ums Eck wird eher geklickt und gestaunt. Als erstes Science Center der Republik führt es Kinder spielerisch in die Welt der Mathematik und Physik ein.